6.1.13

"Herz - Licht - Finsternis" - Station 14



Aus dem Skizzenbuch  2011/12

Digitaldruck, vier  Teile, je  61 x 36 cm


  
Bis zum Hals

Die Visite

Herzlich willkommen!

Mein liebstes Ungeheuer

Ebenfalls in der Zeit meines Krankenhausaufenthaltes führte ich Skizzenbücher, in denen ich tagebuchartig meine Empfindungen in schnellen Kreidezeichnungen festhielt. Das ist wie ein Spiegel, den man sich vorhält, ein prüfender Blick auf sich selbst, aber auch  die Möglichkeit, nahezu unkontrolliert Ideen und Empfindungen zu Blatt zu bringen. Das Skizzenbuch ist die Probebühne des Malers, die Grundlage für weitere Experimente.


Aus dem ersten der insgesamt drei Skizzenbücher habe ich vier Motive ausgewählt, die mir wichtig und typisch für diese Zeit erschienen. Ganz im Gegensatz zu meinen sonstigen zeichnerischen Gewohnheiten sind es Darstellungen, die sich der Karikatur annähern, auch in ihrer bitteren Ironie. Das Experiment dabei war die technische Ausführung. Ich ließ die Zeichnungen auf das gut Dreifache vergrößern und als Digitaldruck herstellen. Das Individuelle jedes Blattes ist in diesem Fall das Papier. Ich schnitt aus gebrauchten Papieren das entsprechende Format heraus mit allen Flecken, Falten und Einritzungen. So dass zwar jedes Bild eine Auflage von 12 Exemplaren hat, jedes Blatt sich aber von den anderen unterscheidet, also ein Unikat ist.



Herzlich willkommen!  2011/12
 Aquarell, zwölf  Teile, je  18 x 12 cm

Diese Bilderreihe verdanke ich meiner Kollegin Gabi Streile. Um mir etwas Kurzweil während meines langen Klinikaufenthaltes im vergangenen Jahr zu verschaffen, schickte sie mir einen kleinen Aquarell-Reisekasten nebst Pinsel und Block. Ich verschaffte meinem Herzen Luft, indem ich ein altes Motiv aufgriff, das auch diese Ausstellung eröffnet: Das Herz. Bislang hatte ich mich um klassische malerische Techniken nie groß gekümmert, sondern nach der Devise gearbeitet: Farbe ist, was färbt!
Aber nun, fast aller Bewegungsmöglichkeiten beraubt, war ich dankbar für diese kleine Übung und vollführte sie mit Fleiß. Insgesamt entstanden in knapp neun Monaten 86 Aquarelle. 66 davon stellte ich in der Ausstellung „Herzlich willkommen!“ bei Ernst und Elke Schneider in Ottersweier vor. Das Publikum nahm diese kleine Übung mit Begeisterung auf. Dies sind die letzten Herzbilder aus der Serie, die ich noch besitze.
Was mich an diesem Motiv seit 35 Jahren immer wieder fasziniert, ist, dass die schöne symbolische Form des Herzens, die ja mit der anatomischen Gestalt des Organs nichts zu tun hat, schier unerschöpfliche Möglichkeiten der Variation bietet von einer geradezu floralen Abstraktion bis zu Anklängen an das anatomische Herz. Und auch dem Resonanzboden stimmungsvoller Assoziationen sind praktisch keine Grenzen gesetzt.