"Herz - Licht - Finsternis" - Station 14
Aus dem Skizzenbuch 2011/12
Digitaldruck, vier Teile, je
61 x 36 cm
Bis zum Hals
Die Visite
Herzlich willkommen!
Mein liebstes Ungeheuer
Ebenfalls in der Zeit meines
Krankenhausaufenthaltes führte ich Skizzenbücher, in denen ich tagebuchartig
meine Empfindungen in schnellen Kreidezeichnungen festhielt. Das ist wie ein
Spiegel, den man sich vorhält, ein prüfender Blick auf sich selbst, aber
auch die Möglichkeit, nahezu
unkontrolliert Ideen und Empfindungen zu Blatt zu bringen. Das Skizzenbuch ist
die Probebühne des Malers, die Grundlage für weitere Experimente.
Aus dem ersten der insgesamt
drei Skizzenbücher habe ich vier Motive ausgewählt, die mir wichtig und typisch
für diese Zeit erschienen. Ganz im Gegensatz zu meinen sonstigen zeichnerischen
Gewohnheiten sind es Darstellungen, die sich der Karikatur annähern, auch in
ihrer bitteren Ironie. Das Experiment dabei war die technische Ausführung. Ich
ließ die Zeichnungen auf das gut Dreifache vergrößern und als Digitaldruck
herstellen. Das Individuelle jedes Blattes ist in diesem Fall das Papier. Ich
schnitt aus gebrauchten Papieren das entsprechende Format heraus mit allen
Flecken, Falten und Einritzungen. So dass zwar jedes Bild eine Auflage von 12
Exemplaren hat, jedes Blatt sich aber von den anderen unterscheidet, also ein
Unikat ist.
Herzlich willkommen! 2011/12
Aquarell,
zwölf Teile, je 18 x 12 cm
Diese Bilderreihe verdanke
ich meiner Kollegin Gabi Streile. Um mir etwas Kurzweil während meines langen
Klinikaufenthaltes im vergangenen Jahr zu verschaffen, schickte sie mir einen
kleinen Aquarell-Reisekasten nebst Pinsel und Block. Ich verschaffte meinem
Herzen Luft, indem ich ein altes Motiv aufgriff, das auch diese Ausstellung
eröffnet: Das Herz. Bislang hatte ich mich um klassische malerische Techniken
nie groß gekümmert, sondern nach der Devise gearbeitet: Farbe ist, was färbt!
Aber nun, fast aller
Bewegungsmöglichkeiten beraubt, war ich dankbar für diese kleine Übung und
vollführte sie mit Fleiß. Insgesamt entstanden in knapp neun Monaten 86
Aquarelle. 66 davon stellte ich in der Ausstellung „Herzlich willkommen!“ bei
Ernst und Elke Schneider in Ottersweier vor. Das Publikum nahm diese kleine
Übung mit Begeisterung auf. Dies sind die letzten Herzbilder aus der Serie, die
ich noch besitze.
Was mich an diesem Motiv seit
35 Jahren immer wieder fasziniert, ist, dass die schöne symbolische Form des
Herzens, die ja mit der anatomischen Gestalt des Organs nichts zu tun hat,
schier unerschöpfliche Möglichkeiten der Variation bietet von einer geradezu
floralen Abstraktion bis zu Anklängen an das anatomische Herz. Und auch dem
Resonanzboden stimmungsvoller Assoziationen sind praktisch keine Grenzen
gesetzt.
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