14.8.12

"Herz-Licht-Finsternis" - Station 4


Der Besuch am Grab  1986

 Mischtechnik und Collage auf Papier, 188 x 185 cm
 
Die Farben strömen wie Tränen. Die Gesten ebenso laut wie verworren, droht dem Bild ein Zustand der Auflösung, nur mühsam gebändigt in eine gegenständliche Darstellung. Es ist die letzte Auseinandersetzung mit meinem Vater, der - mächtiges Vorbild und Reibungsfläche zugleich - 1985 im Alter von nur 58 Jahren gestorben war. Das Kreuz, die Erinnerung an seine Person, überragt alles und wirkt immer noch mächtig, obwohl es sich mit seiner aufgewühlten Umgebung zu verschmelzen beginnt. Der trauernde Sohn kann sich gegen diese emotionalen Zeichen nicht durchsetzen, ein trotzig in schwarzem Lack gesetztes „ich“ muss ihn aus der Auflösung zurückholen. Das Bild teilt die Gefühle seines Autors ungeschminkt mit und bedarf keiner symbolträchtigen Interpretation. Das Leben spielt zwischen den Polen Licht und Finsternis.

10.8.12

"Herz-Licht-Finsternis" - Station 2

Die Haut meines Berges  1982

 Mischtechnik auf Papier, 280 x 80 cm

Anfang der 1980er Jahre experimentierte ich mit unregelmäßig geformten Papierobjekten, in Anlehnung an die „Shaped Canvases“ der abstrakten Expressionisten. Die Form ergab sich aus den immer wieder übereinander geklebten Papierschichten. Erst am Schluss kam die farbige Bearbeitung, die von aufgeriebenem Pigment bis zu Lackfarben oder Materialcollagen reichten. Von diesen meist großformatigen Arbeiten, die sehr fragil waren, hat sich nur „Die Haut meines Berges“ erhalten. Hier konnte ich nach Herzenslust alle Spielarten der Oberflächenbehandlung, von der glatten Haut bis zu offenporigen Strukturen und Faltungen, abhandeln. Gleichzeitig notierte ich am 22. Juni 1982 auf ein ausgerissenes Stück Papier ein Gedicht (gegenüberliegende Wand), das ich in diesem Gewand bis heute in meinem Atelier  aufbewahre.
Die Haut meines Berges
hat man ihm abgezogen.
Bloß und schutzlos
liegt er da,
ein weinender Riese,
der sich nicht wehren kann.

Seht seine Adern,
seht sein pulsierendes Blut,
das im rohen Fleisch versickert,
ein mächtiges Denkmal ist
zusammengesunken
in der Hoffnung
auf die Vergangenheit.

9.8.12

Ausstellung "Herz-Licht-Finsternis" - Station 1

Herz                  1977
Mischtechnik auf Papier, 130 x 152 cm

Es ist das älteste Bild der Ausstellung, das einzige auch, das vor meiner Zeit in Oberkirch noch in Karlsruhe entstanden ist. Damals hat mich vor allem die Zeichnung interessiert. Auf dem fragilen Untergrund des Makulaturpapiers legte ich mit wenigen Strichen die Form eines Herzens an, füllte sie mit aufgeriebenem Pigment aus, behandelte die Oberfläche wie eine verletzte Haut, mit Rissen, Schrunzeln und Löchern. Außerdem hat dieses Papier die Eigenschaft, im Licht stark nachzudunkeln. Eingeschriebene Wörter stellen den Zusammenhang zwischen Schrift, Zeichnung und Bild her. Dass mich das Thema Herz ein Leben lang beschäftigen würde, sollte ich erst ein  Jahr später, im Sommer 1978 erfahren.