26.11.12

Werkstattfoto Woche 48/2012


24.11.12

"Herz-Licht-Finsternis" - Station 12


Herbstlicht          2010

 Mischtechnik auf Hartfaser, vier  Teile, je  70 x 50 cm

Der Titel „Herbstlicht“ beinhaltet zugleich auch sein Gegenteil - die Finsternis. Die Bilder verzichten vollkommen auf ein konstruktives Gerüst. Jegliche Binnenzeichnung ist vermieden und durch eine „all-over-Struktur“ ersetzt. Leichte Verdichtungen der Farbspuren gibt es allenfalls zu den Rändern hin. Manchmal kann man auch erkennen, dass der vertikale Fluss der Farbe das milde Hochformat eher stützt, als sich ihm bewusst entgegenzustellen.

Man schaut gewissermaßen in ein farbiges Fenster hinein. Die Auswahl der dominanten Farben jedes Bildes gibt vielleicht einen Hinweis auf den klerikalen Hintergrund der Serie. Tatsächlich hat das Format seinen Ursprung in den Kreuzwegbildern des Schwarzacher Münsters (siehe Station 9). Damals hatte ich 14 solcher Bilder für die Ausstellung in der Kirche gemalt. Die vier „Herbstlicht“-Bilder hier sind eine spätere Modifikation. Sie entstanden für eine Ausstellung in der Renchener Pfarrkirche. In dem Bau von Friedrich Weinbrenner dort herrscht allerdings eine ganz andere, helle und aufgeklärte Lichtstimmung, als im mystischen Dunkel der romanischen Kirche. Die Bilder funktionierten auch ohne den direkten Bezug zur umgebenden Architektur.


"Herz-Licht-Finsternis" - Station 11



Gletscherbilder      2007

 Mischtechnik auf Hartfaser, vier  Teile, je  35 x 85 cm

Die kleine Gletscherserie läutete ein Thema ein, mit dem ich mich in den letzten Jahren zunehmend beschäftigt habe: „Malen ohne zu malen“. Was im ersten Augenblick vielleicht albern klingt, stellt in Wahrheit eine ernsthafte Übung zur Malerei als solche dar. Wie kann ich ein  Bild herstellen, ohne die überlieferten Hilfsmittel wie Pinsel, Walze oder Spachtel zu benutzen? Das bedeutet, dass ich nur durch die Art und Weise der Schüttung und durch die unterschiedliche Konsistenz der Farbspuren in die Bildwerdung eingreife und die Farbe ihrem autonomen Fluss überlasse.

Diese Vorgänge kann man mit etwas Übung genauso steuern wie die konventionelle Arbeit mit den Handwerksgeräten des Malers. Wichtig war mir auch eine strenge Disziplin in der Farbauswahl. In allen Bildern kommen nur vier Farbtöne vor: Weiß, Schwarz, Orange und ein stumpfes Grün. Die Assoziation von Gletscher, die dem Werk den Titel gab, ergab sich dann fast von selbst.



15.11.12

Werkstattfoto Woche 46/2012


7.11.12

"Herz-Licht-Finsternis" - Station 10


Inkrustation  2005

 Mischtechnik auf Hartfaser, drei  Teile, je  241 x 31 cm
 
Im Spektrum zwischen Licht und Finsternis geht es hier sicher um das Licht. Das extrem schlanke Hochformat stellte eine besondere Herausforderung dar. Dass man praktisch „keinen Platz zum Malen“ hat (jedenfalls nicht in der Horizontalen) bedeutet, das ganze Format als Figur zu begreifen und nur mit Flächen und Flecken malerische Strukturen zu erzeugen. Die müssen eine sättigende Spannung erzeugen, um als Bild taugen zu können. Daran soll auch der Titel „Inkrustation“ erinnern, worunter man ursprünglich gemalte Marmorimitationen in barocken Kirchen verstand. Dazu gehört, dass ich relativ streng in der Farbfamilie Grün geblieben bin und mir nur wenig Ausflüge in kontrastierende Bereiche gegönnt habe.

Die Auflösung, wie es zu diesen merkwürdigen Bildern kam, ist aber ganz einfach. Im Jahre 2005 hatte ich die Gelegenheit, die evangelische Kirche in Jöhlingen bei Karlsruhe für eine temporäre Ausstellung mit insgesamt zwölf Bildern auszustatten. Unter diesem Bauwerk darf man sich aber keine prachtvolle Kathedrale im wenigstens neugotischen Stil vorstellen, sondern einen äußerst schlichten Neubau des Jahres 1949, nüchtern und ohne sakrale Ausstrahlung. Im Innern der Kirche gab es aber  vier schlanke Pfeiler. Die gaben mir das extreme Hochformat vor, denn die ursprünglich vier Bilder hingen dort als Wandverkleidung. Die Farbe Grün war die liturgische Farbe in der Zeit dieser Ausstellung.




"Herz-Licht-Finsternis" - Station 9

Figur meines Heiligen  2002
 Mischtechnik auf Hartfaser, zwei  Teile, je  200 x 120 cm
 
Die beiden Bilder sind nicht denkbar ohne das berühmte romanische Münster in Schwarzach. Dort hatte ich im Jahre 2003 die Möglichkeit auszustellen. Der Respekt vor dieser gewaltigen Architektur gebot mir, in dem historischen Gebäude keinen Kunstbazar zu veranstalten, sondern mich behutsam in die bestehenden räumlichen Verhältnisse einzufügen. Das geschah am besten nach der Methode „auf die vorhanden Nägel“. Ich ersetzte also nur den vorhandenen Bilderschmuck durch meine eigenen Bilder, die ich im gleichen Format anfertigte. Das waren neben einem vierzehnteiligen Kreuzweg (siehe Station 12) zwei spätbarocke Heiligenbilder in diesem imposanten Hochformat.

Meine beiden Heiligen lösen sich bis fast zur Unkenntlichkeit in Malerei auf. Sie bleiben gewissermaßen als atmosphärische Figuren erhalten, die etwas von dem immateriellen Schweben der Vorbildfiguren bewahren sollte. Besonders deutlich scheint mir dies in der rechten Figur, die ich in eine fast süßliche Aura der Himmelsfarbe stellte, wie es die Meister von Barock und Rokoko gerne taten. Die Gestalt selbst wird überströmt von einem vertikalen Farbfluss, der nicht ganz absichtslos die Assoziation von Blut und Leiden hervorrufen kann. Das Thema „Aufsteigen“ beschäftigt auch die schwarze Kapuzengestalt auf dem linken Bild, allerdings weniger in einer schwebenden Himmelfahrt, als mühsam eine alte Steintreppe hinaufsteigend…


"Herz - Licht - Finsternis" - Station 8


Madame O.           1999

 Mischtechnik auf Hartfaser, 125 x 160 cm

„Madame O.“ ist Vertreterin eines Quartetts großformatiger Bilder, in denen ich mich mit einem klassischen Thema der Kunst, dem liegenden Akt, auseinandersetze. Nicht, dass ich geglaubt hätte, ich könnte die Vorbilder von Tizian oder Manet übertrumpfen, aber es interessierte mich, was ich mit diesem etwas klischeehaften und weidlich abgenutzten Motiv noch anstellen konnte. Die anderen drei Damen heißen „Madame R.“, „Frau von Engen“ und „Madame Magritte“. Sie bildeten das Gerüst der Ausstellung „Bild der Frau“, die zum Jahreswechsel 2001/2002 im Kunstverein Offenburg stattfand. Im Katalog, den ich zusammen mit Karsten Bosch gemacht habe, steht mit Recht die Widmung „Meiner Frau Nicole, die hier überall vorkommt.“

Die künstlerische Herausforderung bestand darin, ein extremes Querformat durch eine liegende Figur noch weiter zu teilen. „Madame O.“ (der Titel ist eine Anspielung auf Kleists Erzählung „Die Marquise von O.“, die ich gar nicht kenne) begann ich als für meine Verhältnisse penetrant naturalistischen Akt, den ich in vielen Arbeitsgängen solange übermalte, bis sich die Binnenform fast gänzlich auflöste und nur noch die „Kampfspuren“ der Trennung von Figur und Umgebung zurückblieben.