24.1.13

Katalogvorstellung "Herz - Licht - Finsternis"

Unter großem Publikumsandrang wurde der Katalog zur Ausstellung "Herz - Licht - Finsternis" im Gesundheitszentrum Oberkirch vorgestellt. Rainer Braxmaier zeichnet darin in 16 Stationen seinen künstlerischen Weg der  35 Jahre, die er mittlerweile in Oberkirch verbracht hat, nach. Werner Schmidt hatte die Ausstellung sehr einfühlsam fotografiert, so dass auch ein Portrait des Hauses entstanden ist. Als besonderen Service für das so zahlreich erschienene Publikum - der Baden-Badener Jazzmusiker Roland Schaeffer improvisierte auf seiner Nadaswaran, einer indischen Schalmei - hatte der Künstler alle Kataloge, die an diesem Vorstellungstag angeboten wurden, signiert und mit einer kleinen Zeichnung versehen. Für die Besucher der Homepage besteht die Möglichkeit, die restlichen Exemplare dieser Aktion zu erwerben - zum Originalpreis von 10 Euro (plus 2  € Porto und Verpackung). Bestellungen bitte über die E-mail-Adresse rainer@braxmaier.de. Die Lieferung erfolgt per Post mit Rechnung.

16.1.13

"Herz - Licht - Finsternis" - Station 16

HTX  III                  2012
 Mischtechnik auf Leinwand, 150 x 120 
   Ein Beispiel aus der Serie „HTX“ beschließt den Rundgang durch 35 Jahre Malerei. Diese Serie repräsentiert die neueste Werkgruppe, die ich erst wenige Wochen vor Beginn dieser Ausstellung in meinem Atelier begonnen habe. Sie spiegelt vor allem die veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen in diesem Jahr wider: Das, was ich Malerei nenne, fand immer auf Hartfaserplatten statt, ein Malgrund, der meiner Arbeitsweise sehr entgegenkommt. Um überhaupt wieder größere Formate bewerkstelligen zu können, benutze ich jetzt aber die wesentlich leichtere Leinwand. Die Auswahl der Farben, wichtig für die Faktur des Bildes, beschränkt sich nun zumindest vorerst auf wasserlösliche Dispersions- oder Acrylfarben. Da es derzeit schwierig ist, mich zu bücken, benutze ich nun langstielige Bürsten oder Walzen für die Malarbeit. Meist aber schütte ich die Farben (siehe auch Station 11) beobachte ihre Fluss und entwickle daraus die weiteren malerischen Schritte.

Aber auch mit diesem eingegrenzten Repertoire lässt sich ein differenziertes Bild erzeugen. Die Kraft der Farbe schlägt sich wie von selbst ihre Bahn. Das ist wie ein Ausblick in eine lichtvolle Zukunft.






"Herz - Licht - Finsternis" - Station 15




Zwei Figuren  1987/2012 
 Mischtechnik auf Karton, 1987,  sieben Teile, je  30 x 40 cm
Kreide auf Papier, 2012, sieben Teile, je 14,7 x 21 cm 
 Auch in meinen Papierarbeiten taucht das Thema des Paares immer wieder auf. Hier sind zwei Serien einander gegenübergestellt, die zwei der vielen Möglichkeiten aufzeigen, sich mit diesem Urthema auseinanderzusetzen. Die Serie aus dem Jahr 1987 hieß ursprünglich „Begegnung“ und hat zwei wichtige Konstanten: das Papier, ein gelblicher Karton, den ich bewusst ausgerissen habe und die Konstellation der beiden Figuren. Dahinter steckt ein schlichter Grund: Ein befreundeter Bildhauer hatte mir eine Tonskizze mit den beiden zusammenhängenden Gestalten geschenkt. Ich habe diese Kleinplastik einfach auf den Karton gelegt und die Umrisse grob nachgezeichnet. Dann erst begann die eigentliche künstlerische Arbeit: die Entwicklung der Zeichnung und die Ausführung der Flächen, zum Teil mit aufgeriebenem Pigment, mit Gouache, aber auch mit Lacken.

Die zweite Serie hat die Anzahl und die Farben der benutzten Kreiden als Konstante. Meist sind es nur Schwarz, Grün und Ocker, gelegentlich auch Blau und Rot. Die Variation liegt nun in der Anlage der Figuren, ihrer Interaktion. Es gibt schwere und leichte Blätter, flüchtig oder dicht geführte Formstriche. Und eine biografische Besonderheit: es sind die ersten Arbeiten, die ich im März 2012 nach meinem Klinikjahr wieder zu Hause am Schreibtisch angefertigt habe.




6.1.13

"Herz - Licht - Finsternis" - Station 14



Aus dem Skizzenbuch  2011/12

Digitaldruck, vier  Teile, je  61 x 36 cm


  
Bis zum Hals

Die Visite

Herzlich willkommen!

Mein liebstes Ungeheuer

Ebenfalls in der Zeit meines Krankenhausaufenthaltes führte ich Skizzenbücher, in denen ich tagebuchartig meine Empfindungen in schnellen Kreidezeichnungen festhielt. Das ist wie ein Spiegel, den man sich vorhält, ein prüfender Blick auf sich selbst, aber auch  die Möglichkeit, nahezu unkontrolliert Ideen und Empfindungen zu Blatt zu bringen. Das Skizzenbuch ist die Probebühne des Malers, die Grundlage für weitere Experimente.


Aus dem ersten der insgesamt drei Skizzenbücher habe ich vier Motive ausgewählt, die mir wichtig und typisch für diese Zeit erschienen. Ganz im Gegensatz zu meinen sonstigen zeichnerischen Gewohnheiten sind es Darstellungen, die sich der Karikatur annähern, auch in ihrer bitteren Ironie. Das Experiment dabei war die technische Ausführung. Ich ließ die Zeichnungen auf das gut Dreifache vergrößern und als Digitaldruck herstellen. Das Individuelle jedes Blattes ist in diesem Fall das Papier. Ich schnitt aus gebrauchten Papieren das entsprechende Format heraus mit allen Flecken, Falten und Einritzungen. So dass zwar jedes Bild eine Auflage von 12 Exemplaren hat, jedes Blatt sich aber von den anderen unterscheidet, also ein Unikat ist.



Herzlich willkommen!  2011/12
 Aquarell, zwölf  Teile, je  18 x 12 cm

Diese Bilderreihe verdanke ich meiner Kollegin Gabi Streile. Um mir etwas Kurzweil während meines langen Klinikaufenthaltes im vergangenen Jahr zu verschaffen, schickte sie mir einen kleinen Aquarell-Reisekasten nebst Pinsel und Block. Ich verschaffte meinem Herzen Luft, indem ich ein altes Motiv aufgriff, das auch diese Ausstellung eröffnet: Das Herz. Bislang hatte ich mich um klassische malerische Techniken nie groß gekümmert, sondern nach der Devise gearbeitet: Farbe ist, was färbt!
Aber nun, fast aller Bewegungsmöglichkeiten beraubt, war ich dankbar für diese kleine Übung und vollführte sie mit Fleiß. Insgesamt entstanden in knapp neun Monaten 86 Aquarelle. 66 davon stellte ich in der Ausstellung „Herzlich willkommen!“ bei Ernst und Elke Schneider in Ottersweier vor. Das Publikum nahm diese kleine Übung mit Begeisterung auf. Dies sind die letzten Herzbilder aus der Serie, die ich noch besitze.
Was mich an diesem Motiv seit 35 Jahren immer wieder fasziniert, ist, dass die schöne symbolische Form des Herzens, die ja mit der anatomischen Gestalt des Organs nichts zu tun hat, schier unerschöpfliche Möglichkeiten der Variation bietet von einer geradezu floralen Abstraktion bis zu Anklängen an das anatomische Herz. Und auch dem Resonanzboden stimmungsvoller Assoziationen sind praktisch keine Grenzen gesetzt.




"Hert - Licht - Finsternis" - Station 13



Kelch        2010

 Mischtechnik auf Papier, sechs  Teile, je  80 x 66 cm


Die Bilderserie hat ihren Ursprung in einem Plakat, das anlässlich meiner Einzelausstellung im Künstlerkreis Ortenau 1996 gedruckt wurde. Die Freude an dieser Serie ist das Übermalen eines konstanten Motivs, das immer neue Möglichkeiten der malerischen Interpretation bietet. Je nach Intensität der Überarbeitung tritt das Motiv stärker in den Vordergrund oder wird von den umgebenden Strukturen fast aufgesogen. Eine weitere Konstante war, dass ich die Kelche zunächst immer rot eingefärbt habe, so dass trotz der ganz unterschiedlichen Bearbeitung der geschlossene Eindruck einer Serie entsteht. Auch gehörte es zur selbst gestellten Aufgabe, möglichst ein paar Details der ursprünglichen Plakatschrift durchscheinen zu lassen, um dem Betrachter eine Spur zu dem eigentlichen Bildgrund zu legen.

Zum Motiv: Ich liebe es, nicht nur einfach Gegenstände abzumalen, sondern, sondern wähle stets ihre pathetische Überhöhung. Also male ich statt Häuser Tempel und anstelle von Gläsern Kelche. Das gibt mir auch eine Möglichkeit der ironischen Distanz, denn ernsthaft geht es mir wiederum nicht um den Gegenstand selbst, sondern um seine malerische Umsetzung. Er ist also Vorwand für Malerei als solche.